Nach mehrfachem Aufschieben zeigt die DavisKlemmGallery eine Ausstellung mit neuen Werken des amerikanischen Künstlers Peter Anton. Bekannt für seine überlebensgroße Skulpturen von Süßigkeiten und Lebensmitteln hat er für diese Ausstellung eine Mischung aus bekannten Sujets (Pralinen und Donuts) und neuen – wie die mit bunter Glasur verzierten French Cruller (ein Spritzkuchen aus Brandteig) - zusammengestellt.
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Im Mittelpunkt der Ausstellung ist jedoch ein Frühstücksklassiker: ein Dutzend gebratene Eier – natürlich „Sunny side up“. Die Anzahl von zwölf Eiern deutet auf die typische Verpackungseinheit in den Vereinigten Staaten – one dozen eggs. Wie bei echten Eiern variiert die Farbe des Eigelbs – vom sonnigen Gelb zum knalligen Orangeton. Auch unterscheiden sie sich bei vielen kleinen Details – wie das Eiweiß um das Eigelb stockt, oder die Luftblasen beim Braten an unterschiedlicher Stelle auftauchen. Die zwölf Eier sind sich ähnlich – und dennoch individuell durch ihre Details.
Mit Blick auf Eier und alles, was mit Eiern gekocht und gebacken wird, hob die Kunsthistorikerin Linda Traut bei der Eröffnung der Ausstellung hervor, dass wir, der Künstler Peter Anton und vor allem die Amerikaner:innen heute eine andere Perspektive auf das Sujet einnehmen als vor fünf Jahren. Die enormen Preissteigerungen für Eier in den USA und die allgemeine Inflation haben eine gewichtige Rolle im Wahlkampf um die Präsidentschaft gespielt … und die Eierkrise dauert weiterhin an – trotz Wahlkampfversprechen. Die Ursache an der Eierkrise in den USA ist nämlich die Vogelgrippe, die dazu geführt hat, dass auf den riesigen Geflügelfarmen mit Massentierhaltung über 30 Millionen Legehennen gekeult werden mussten, um die Tierseuche einzudämmen. So schnell sind so viele Tiere nicht zu ersetzen – schließlich braucht man Hennen für das Eierlegen. Da helfen weder schnell unterzeichnete Dekrets noch Berater.
Und somit stellt sich die Frage, was die Menschheit aus Krisen lernt, bzw. verdrängt. Die letzten Jahre haben bei vielen Menschen die Sensibilität für die Herausforderungen des Klimawandels gesteigert. Sorgen um Biodiversität, Tier-, Pflanzen- und Menschenwohl sind gestiegen. Diese Sensibilität sorgt für den neuen Blick auf Peter Antons verführerische Köstlichkeiten. Wo früher Genuss und Konsum unschuldige Selbstverständlichkeit gesehen wurde, steht jetzt ein neuer „Überbau“ an wirtschaftlichen, politischen und gesundheitlichen Sorgen im Raum. Zu riesigen Spiegeleier und übergroßen Donuts gesellt sich der pinke Elefant im Raum: ist diese Form des Konsums noch zeitgemäß?
Peter Anton schafft es in unvergleichlicher Weise diese Fragen mit handwerklicher Meisterschaft und niedrigschwelliger Leichtigkeit zusammengehen zu lassen. Es stehen keine erhobenen Zeigefinger im Raum, sondern Anton reiht sich selbst ein in die ursprüngliche, sehr menschliche Begeisterung für Genuss und Essen. Seine Motive bleiben gleich, aber die Zeiten ändern sich und haben einige Fragezeichen ergänzt. Peter Antons Werke gewinnen dadurch sogar noch an Tiefe und Aktualität.
Vom 14. bis 28. April ist die Galerie nur nach Vereinbarung geöffnet. Vom 1. bis 4. Mai sind wir auf der Paper Positions Berlin in der Haupthalle des ikonischen Flughafens Tempelhof - Platz der Luftbrücke 5. Dort zeigen wir Werke von Leonard Korbus und Konrad Winter sowie Grafik von Michael Craig-Martin. Zusätzlich präsentieren wir im neuen Bereich dieser Messe für Keramik Werke von Dorothee Wenz. Wir freuen uns, Sie in Berlin zu begrüßen.
Unsere Ausstellung mit neuen Werken von Peter Anton musste verschoben werden. Diese eröffnen wir am 11. Mai von 15 bis 18 Uhr.
Fields of Color
26. Januar - 12. April 2025
Ausstellung verlängert bis zum 12. April 2025. Mehr...
Die DavisKlemmGallery präsentiert vom 26. Januar bis 29. März 2025 die Ausstellung „Fields of Color“. Sie vereint zwei Positionen, die die Möglichkeiten der Farbfeldmalerei und der Abstraktion auf individuelle Weise erweitern. Während Maria Wallenstål-Schoenberg mit ihren leuchtenden Farbflächen und dynamischen Strukturen eine malerische Sinnlichkeit entfaltet, reduziert Julian Opie die Welt auf klare Formen und Linien. Gemeinsam eröffnen sie einen Dialog zwischen Abstraktion und Vereinfachung, zwischen Farbe und Form.
Von Color Field zu Fields of Color
Maria Wallenstål-Schoenbergs abstrakte Werke leben von der Intensität und Präsenz ihrer Farben. Die Künstlerin setzt gespachtelte Ölfarbe ein, um lebendige Oberflächen zu erzeugen, die sowohl Klarheit als auch Tiefe vermitteln. Ihre Farbfelder scheinen aus der Distanz flächig, offenbaren aber aus der Nähe eine Vielschichtigkeit, die den Blick immer wieder herausfordert.
Im Gegensatz dazu abstrahiert Julian Opie die reale Welt in geometrische Formen. Seine Landschaftsserie etwa nutzt farbige Dreiecke, die in einem zentralen Fluchtpunkt zusammenlaufen. Opies Werke wie „Crossing“ bestechen durch ihre wandelbaren Farben, die je nach Betrachtungswinkel wechseln. Gemeinsam zeigen die Beiden, wie abstrakte Kunst zu einer intensiven visuellen Erfahrung führen kann.
Farbfeldmalerei: Von Farbe und Gefühlen
Große, einheitliche Flächen – reine Farbe und reine Emotion. Ohne Farbfeldmalerei wäre so manche heutige Kunst nicht denkbar. Das gilt besonders für Maria Wallenstål-Schoenbergs leuchtende Werke. Als eine der bedeutendsten Strömungen der abstrakten Kunst, die in den 1940er- und 1950er-Jahren in den USA ihren Ursprung nahm, wirkt die Farbfeldmalerei bis heute nach. Zu den bekanntesten Vertreterinnen und Vertretern zählen Mark Rothko, dessen Werke eine fast meditative Wirkung entfalten, Barnett Newman, der durch seine „Zips“ (schmale vertikale Linien) Spannung erzeugt, und Helen Frankenthaler, die die Technik der „Soak Stain“ entwickelte und so Farbfelder auf Leinwände fließen ließ.
Die Arbeiten von Maria Wallenstål-Schoenberg und Julian Opie zeigen eine deutliche Verbindung zur Farbfeldmalerei. Wallenstål-Schoenberg greift die Idee großer, leuchtender Farbflächen auf, fügt aber eine haptische, lebendige Textur hinzu, die den traditionellen Ansatz erweitert. Opies Werke, obwohl weniger malerisch, nutzen eine ähnliche Reduktion und Farbwirkung, um eine emotionale und ästhetische Intensität zu schaffen.
Farbraum
Die Ausstellung „Fields of Color“ bietet eine spannende Interpretation und Weiterentwicklung der Farbfeldmalerei. Beim Rundgang durch die Galerie fällt die kontrastreiche Hängung der Werke auf: Wallenstål-Schoenbergs Arbeiten mit ihren intensiven, vibrierenden Farben stehen im Dialog mit Opies klaren Linien und flächigen Kompositionen. Die Besucherinnen und Besucher erleben, wie Farbe und Form Räume öffnen und die Wahrnehmung aktivieren.
So wirken beispielsweise Wallenstål-Schoenbergs großformatige Werke mit den kräftigen Pink- und Orangetönen wie Fenster zu einer lebendigen, emotionalen Welt. Opies abstrahierte Darstellungen, etwa von Spaziergängern oder Landschaften, erzeugen durch ihre geometrische Präzision eine beruhigende und doch dynamische Wirkung. Zusammen erschaffen die Beiden eine visuelle Reise, die sowohl in die Vergangenheit der Farbfeldmalerei als auch in die Gegenwart führt.
Biografische Angaben
Maria Wallenstål-Schoenberg, 1959 in Uppsala, Schweden, geboren, studierte an der Universität von Uppsala und nahm nach ihrer Übersiedlung nach Deutschland an Kunstkursen von Dozent Clemens Etz in Ulm sowie bei Prof. Jerry Zeniuk an der Münchner Kunstakademie teil. Neben zahlreichen Privatsammlungen befinden sich ihre Werke u.a. im Museo Irpino, Avellino, Italien, und an der TU München. Sie lebt und arbeitet in München und Schweden.
Julian Opie, 1958 in London geboren, studierte an der Chelsea School of Art und an der Goldsmiths School of Art. Seine unverkennbaren Werke mit klaren Konturen und flächigen Farben werden weltweit geschätzt. Zu seinen jüngsten Projekten im öffentlichen Raum gehört „Promenade à Paris“ in der Porte de Clichy Metro Station (2024). Seine Werke befinden sich in zahlreichen Museen, wie u.a. der Tate Modern in London und dem MOMA in New York. Er lebt und arbeitet in London.