Der amerikanische Künstler und Bildhauer Peter Anton kreiert seit über 25 Jahre Skulpturen von Essbarem. Überdimensionierte Pralinenschachtel, Kuchenstücke, Eis am Stiel und Obstscheiben gehören zu seinem Werk. Unweigerlich denkt man bei der Kunst von Peter Anton an seinen Kollegen, den amerikanischen Künstler mit schwedischen Wurzeln, Claes Oldenburg.
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1962 kam Oldenburgs Durchbruch in die Kunstwelt mit seinen „soft sculptures“: weiche Skulpturen aus bemalter Leinwand von einem Tortenstück (Floor Cake), einem Eis in der Waffel (Floor Cone) und einem Hamburger (Floor Burger). Inzwischen sind seine Werke Ikonen der Kunstgeschichte und beispielhaft für die Pop Art der sechziger Jahre. Alltägliches – ob Suppendosen von Andy Warhol, Comics von Roy Lichtenstein oder amerikanisches Essen von Claes Oldenburg – fand damals einen Zugang in die Kunstwelt. Mit bekannten Motiven, die jedermann erkennen konnte, sollte die Barriere zwischen der intellektuellen Kunstszene und dem kunstfernen Publikum abgebaut werden.
Bei Peter Antons Werken kommt der Einfluss einer weiteren Kunstrichtung hinzu – und zwar der Hyperrealismus. Man denke an die Skulpturen von Duane Hanson, dessen täuschend echt aussehenden Skulpturen von Menschen nicht selten von Museumsbesuchern angesprochen werden. Diese Illusion der Realität ist eindeutig bei Peter Antons Werken erkennbar – und macht auch ihren Reiz aus.
Peter Anton entführt Betrachter in eine Welt voller Erinnerungen. Kindliche Freude kommt auf, wenn man vor seinen detailreichen Skulpturen steht – mit verursacht durch die Größe seiner Skulpturen. Wenn man vor seiner Orangenscheibe steht, fühlt man sich klein – und könnte man den Saft herauspressen, hätte man sicherlich mehrere Liter Orangensaft. Es ist dieser „Alice im Wunderland“- oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“-Effekt: man staunt, entdeckt immer wieder Neues und schwelgt in Kindheitserinnerungen.
Peter Anton, der selbst viele Stunden seiner Kindheit in der heimischen Küche verbracht hat, betont selbst die kommunikative Kraft und kulturhistorische Bedeutung des Essens. Man kommt zusammen, freut sich an einem schön gedeckten Tisch und an leckeren Speisen – und unterhält sich. Fast jeder Feiertag ist verbunden mit dem Ritual des gemeinsamen Essens – und auch im Alltag sind die Pausen für eine Mahlzeit mehr als nur Nahrung für den Körper. Peter Anton bietet Betrachtern mit seiner Kunst Nahrung für Augen und Seele und einen Anreiz über Kunst zu reden.
Die Modedesignerin und Architektin Jennifer Brachmann entwirft mit einer am Bauhausstil geschulten Handschrift unter dem Label BRACHMANN spielerisch-minimalistische Kollektionen für Frauen und Männer. Die puristischen Designs aus luxuriösen Stoffen aus Naturfasern fokussieren auf Neuheit in Silhouette und Detail und architektonische Anmutung.
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Die Berliner Hutdesignerin Rike Feurstein ist Minimalistin. Konsequent beschreitet sie mit ihren klaren, perfekten Formen – preisgekrönt u.a. durch einen Red Dot Design Award – den schmalen Grat zwischen Kunst und Mode. Überraschenderweise sind ihre kleinen Skulpturen aber vor allem eins: angenehm zu tragen und richtig cool.
Sie sind herzlich eingeladen, die avantgardistischen Designs der beiden Berliner Labels in den Räumen der DavisKlemmGallery zu erleben, zu probieren, zu kaufen und mit den Designerinnen ins Gespräch zu kommen. Am 26. Oktober ist die Galerie von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet; am 27. Oktober von 11.00 bis 15.00 Uhr geöffnet.
Michael Craig-Martin und Julian Opie: Neue Editionen
09. Oktober - 02. November 2019
Wir zeigen in dieser Ausstellung Druckgrafik von Michael Craig-Martin und neue Editionen von Julian Opie.
Michael Craig-Martin, geboren 1941 in Dublin, gehört zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation. Als Dozent am Goldsmith's College in London prägte er viele angehende Künstler - u.a. Julian Opie. Seine markante Bildsprache wird weltweit erkannt und geschätzt. Wir präsentieren zwölf neue Siebdrucke und zwölf Radierungen.
Von Julian Opie, 1958 in London geboren, zeigen wir eine Auswahl seiner neuesten Editionen: "Paper Heads" and "New York Couples".
Während der Ausstellung laden wir Sie herzlich zu einer ganz besonderen Veranstaltung am 26. und 27. Oktober 2019 ein: Minimalistische High-Fashion in der DavisKlemmGallery. Die Berliner Labels BRACHMANN und Rike Feurstein präsentieren ihre Kollektionen. Am 26. Oktober ist die Galerie von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet; am 27. Oktober von 11.00 bis 15.00 Uhr geöffnet.
Mit Werken u.a. von Thomas Bayrle, Werner Berges, Marion Eichmann, Steve Johnson, Mel Ramos, Petra Scheibe Teplitz, Charlotte Trossbach, Albrecht Wild und Konrad Winter.
Auch am Sonntag, dem 25. August ist die Galerie zusätzlich von 15.00 bis 18.00 Uhr im Rahmen der Kulturtage geöffnet.
„Cash“ bedeutet auf Deutsch „bar“ oder „Bargeld“. An Geldautomaten haben sich die meisten Menschen inzwischen gewöhnt. Sie sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. „EC“, die Abkürzung für „Electronic Cash“, weist uns – manchmal schon von weitem – auf diese Geldautomaten hin. Marion Eichmann hat dies in der Arbeit „Cash“ aufgegriffen. Die Arbeit ist Ausgangspunkt für eine Ausstellung, in der die Künstlerin sich mit Automaten unterschiedlicher Art beschäftigt.
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Immer wieder haben Künstler Automaten zum Thema ihrer Kunst gemacht. Marion Eichmanns Automaten wirken mit ihren Schlitzen für Münzen in der heutigen Online-Welt fast altmodisch. Ohne Ausweis kommt man an ihrem Zigarettenautomaten an die Ware heran. Sie lenkt unseren Blick auf Alltägliches und Banales. Jedes Kind erinnert sich an die verführerischen Kaugummiautomaten, die auf dem Schulweg platziert waren. Es war etwas Besonderes, das Taschengeld einzuwerfen, zu drehen – und etwas zu bekommen, das meistens dann schnell etwas von ihrem Zauber und Geheimnisvollen verlor.
Ein Photoautomat mit der Aufforderung „Photographiere Dich selbst“ weckt ebenfalls Erinnerungen – an schlechte Paßfotos und Aufnahmen mit Freunden in der kleinen Kabine, deren Vorhang die Vorbeilaufenden ausschließt, so dass man wenigstens beim Grimassenschneiden nicht beobachtet werden konnte. Die Portraits einer jungen Frau, die neben dem Photoautomat hängen, zeugen aber von einem guten Photographen und von einem Model, das gekonnt sich selbst mit Kapuzenjacke inszeniert und geheimnisvoll sich wegdreht. Dazu passend wirkt das geschnittene Papier filigran und beweglich.
„Bar oder Karte?“ Diese Frage wird täglich tausendfach an der Kasse gestellt. Und wie es in der FAZ vom 8. Mai zu lesen war („Und plötzlich liegt das Plastikgeld vorn“), ist in diesem Jahr zum ersten Mal der Umsatz mit Kartenzahlungen im Einzelhandel größer als der Bargeldanteil. Marion Eichmann entführt uns mit ihrer Kunst in eine fast nostalgische Vergangenheit – ohne Plastikkarte und ohne Online-Handel. Stattdessen zeigt sie uns u.a. das Passage Kino in Berlin, dessen Fassade hohe Rundbogenfenster und Balustraden schmückt. Verschieden farbige Kreise aus Papier simulieren Scheinwerferlichter, die das Gebäude beleuchten. Die Buchstaben der Filmtitel in diesem Kino werden händisch montiert. In dieser Kinowelt ist Netflix ganz weit weg. In einer weiteren großformatigen Papierarbeit, „Jack Black“, auf der die Fassade einer Spielothek zu sehen ist, zeigt sie ihr malerisches Können mit Schere, Papier und Stift. Geometrische Formen, Farbflächen und Linien ziehen – wie die Geldtempel selbst - unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Für realistische Maler ist die Suche nach Motiven auf der einen Seite eine ständige Beschäftigung, auf der anderen Seite ist das Motiv nur ein Mittel zum Zweck – und dieser ist die Auseinandersetzung mit Ölfarbe, Pinsel und Leinwand. Es geht um Spiegelungen, Oberflächen und Strukturen. Das Spiegelei, das so schön in der Pfanne liegt, bietet der Künstlerin eine willkommene Untersuchung all seiner Glibberigkeit.
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In dieser Ausstellung sind neue Werke aus 2018 und 2019 zu sehen, die Flüssiges in verschiedenen Aggregatzuständen zeigen. Ob geschlagene Sahne, Schokoladeneis, Nagellack oder Regentropfen an einer Glasscheibe – das Spiel mit Farben und Strukturen steht im Vordergrund. Die Künstlerin untersucht Brechungen, die beispielsweise durch ein Glas entstehen.
Als Vorlage für ihre Malerei verwendet sie Fotos – häufig Schnappschüsse aufgenommen mit ihrem Smartphone. Dieses schnelllebige Medium der Gegenwart, mit dem jeder sein eigener Fotograf ist und die eigenen fotografischen „Meisterwerke“ mit wenigen Klicks auf Internetplattformen mit der ganzen Welt in Sekundenschnelle teilen kann, übersetzt sie auf Leinwand , und zwar mit einer langsamen Methode. Mit Pinsel und Ölfarben dauert die Umsetzung eines Fettflecks oder einer Spiegelung oft Stunden oder gar Tage.
Aus der Ferne betrachtet wirken Trossbachs Bilder wie großformatige Fotografien. Umso spannender ist es, sie aus der Nähe zu betrachten. Spiegelungen lösen sich in Farbtupfer oder Pinselstriche auf, manche Stellen sind regelrecht abstrakt. Unschärfe kontrastiert mit Klarheit. Mit verführerischen Motiven verführt die Künstlerin uns mit ihrer Malerei.
Ausstellung im Studio der Galerie. Eröffnung am 10. März 2019.
Steve Johnson, Jahrgang 1953, studierte am renommierten Goldsmiths College in London bei Sir Michael Craig-Martin. Seine Ausstellung in der DavisKlemmGallery umfasst 17 Drucke in unterschiedlicher Technik, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind.
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Der Titel der Ausstellung, „Altered States“, ist zweideutig. Zum einen kann der Begriff einen „Veränderten Zustand“ bedeuten, zum anderen „veränderte Staaten“, in Anspielung auf die aktuellen Verwerfungen in den politischen Landschaften Europas. Alle Werke in der Ausstellung zeigen einen anderen Blick auf alltägliche Situationen – ob Wohnungseinrichtungen, eine Verkehrsinsel oder Essen. Die Themen regen zum Nachdenken über das an, was unter der Oberfläche liegt. Was liegt unter dem Boden? Was liegt unter dem Bürgersteig? Unter dem Essen?
Kernstück der Ausstellung sind sechs neue Fotoarbeiten, die erstmals präsentiert werden. Diese sechs Stillleben zeigen typische Gerichte sechs europäischer Länder, nämlich England, Frankreich, Italien, Schweden, Polen und Deutschland. Alle Gerichte wurden sorgfältig vom Künstler zubereitet, bevor er Teller, Tassen und Gläser mit einem Hammer zerschlug und danach die Mahlzeiten auf den Scherben anrichtete.
Europa genießt seit über sieben Jahrzehnte die längste Periode des Friedens und des Wohlstands seiner Geschichte. Das Erstarken des Populismus, des Nationalismus und der rechten Bewegungen in Europa (sowie global) weckt aber Erinnerungen an die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Brexit ist ein Symptom dieses kollektiven Erinnerungsverlusts.
Die sechs Stillleben vereinen auf der einen Seite Wohlstand und Fülle mit Zerstörung auf der anderen Seite. Schönheit und Gewalt sind hier sichtbare Antipoden.
Bei Steve Johnson ist nichts dem Zufall überlassen. „Given up“ (auf Deutsch „aufgegeben“) ist eine Photoarbeit von 2012. Ein Demonstrant steht auf einer grünen Wiese und hält ein Schild hoch mit der Aufschrift „Gott hat uns aufgegeben. Er arbeitet jetzt an einem kleineren Projekt“. Die Komposition des Bildes (Demonstrant mittig platziert zwischen zwei Kirchtürmen) und die Stimmung (wolkenbehangener grauer Himmel) stärken das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Auffällig ist auch wie der Demonstrant das Schild hält - so als ob er sich damit verteidigen wolle, in Abwehr? Außer dem Demonstrierenden sieht man keine anderen Menschen. Für wen, vor wem wird hier demonstriert?