In diesem Zeitraffer sind die ersten zehn Projekte im Projektraum der DavisKlemmGallery in jeweils 10-Sekunden-Abschnitten zu sehen. Der Projektraum startete im Juli 2021 während der Corona-Krise mit dem Ziel, auch in dieser schwierigen Zeit Künstler*innen eine Plattform zu geben. Projekt #10 wurde im April 2023 aufgebaut. Als Ergänzung zu den Ausstellungen in der DavisKlemmGallery hat sich der Projektraum als Ausstellungsort etabliert .
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Projekt #1: Albrecht Wild; #2: Petra Scheibe Teplitz; #3: Günter Beier; #4: Mario Hergueta; #5: Nicole Fehling; #6: Ulrich Schreiber; #7: Bean Finneran und Katharina Gierlach; #8: Birgitta Weimer; #9: Katja Then und Konrad Winter; #10: Petra Scheibe Teplitz.
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main Mehr...
Projekt #10: Petra Scheibe Teplitz
DAS MATERIAL UND DIE HERSTELLUNG
Petra Scheibe Teplitz arbeitet mit vorgefundenen Materialien. Bereits seit fast zehn Jahren beschäftigen sie das Thema und das Material „Schießscheibe“: Welche Schießscheiben gibt es? Wozu dienen sie? Aus welchen Materialien bestehen sie? Aus den seriell bedruckten Papieren der Schießscheiben in verschiedenen Formaten schneidet die Künstlerin lange schmale Streifen aus. Diese fügt sie zu neuen Strukturen zusammen, die nicht nur farblich, sondern auch in ihrem Aufbau wieder Schießscheiben entsprechen. Obwohl sie hauptsächlich mit den vorgefundenen Materialien arbeitet, hat sie für die Haseninstallation das Material abgewandelt. Die Hasenumrisse waren ursprünglich auch auf Karton gedruckt. Um die Hasen so laufen zu lassen wie sie hier zu sehen sind, übertrug sie die Umrisse auf Holz..
DIE KÜNSTLERIN
Die Frankfurter Künstlerin Petra Scheibe Teplitz (*1953 Isenhagen), die kein Interesse für die Jagd oder das Schießen hegt, verwendet in ihren Werken gefundene Materialien. Diese entkoppelt sie von ihrer vorherigen Nutzung und übernimmt deren Ästhetik für ihre Werke. Dabei greift sie auf Materialien des Alltags zurück, die teilweise keiner Aufbewahrung für würdig befunden werden – beispielsweise Verpackungen und Plastiktüten. Ihre Werke werden dadurch zu einem Museum der Alltagsdinge oder Alltagsästhetik. Den roten Faden bilden Struktur und Wiederholung. Gleichzeitig bricht sie diese immer wieder auf. Ihre Werke finden sich unter anderem in der Sammlung des Arp Museums Rolandseck und im Frauenmuseum Wiesbaden.
DIE EINFLÜSSE
Die Hinwendung Petra Scheibe Teplitz‘ zum Trivialen, zu Massenprodukten wie den Schießscheiben erinnert an die Pop-Art, z. B. Campbell's Suppendosen von Andy Warhol. Durch die serielle Fertigung hat jedes einzelne Produkt einen geringen Preis. Die KünstlerInnen der Pop Art stellen dieses Konzept wieder auf den Kopf, indem sie das Serielle wieder überhöhen. Auch Petra Scheibe Teplitz arbeitet hier seriell: die Schießscheiben und die Hasen wiederholen sich wie Warhols Monroe-Gesichter. Petra Scheibe Teplitz geht aber einen Schritt weiter, indem sie dennoch Unikate schafft und das Prinzip auf den Kopf stellt. Aus den quasi unendlich verfügbaren Schießscheibenpapieren lässt sie handwerklich aufwendig gearbeitete Unikate entstehen.
DIE INSTALLATION
Die Installation besteht aus verschiedenen einzelnen Kunstwerken. Die „Schießscheiben“ sind einzelne Werke und die Hasen sind zusammen ein bestehendes Kunstwerk. Während ihre Schießscheiben in dieser oder anderer Zusammenstellung bereits nebeneinander ausgestellt wurden, ist die Zusammenstellung mit den Hasen eine Neuheit. Zusammen ergeben sie ein harmonisches Bild, vermutlich nicht nur, weil sie farblich zusammenpassen, sondern auch weil sie aus der gleichen „Familie“ von Schießscheiben stammen. Als Schießbude will Petra Scheibe Teplitz ihre Installation als Anregung zum Nachdenken verstanden wissen. Zum Schießen auffordern will sie niemanden. Nicht umsonst heißt ihre Hasen-Installation „Lauf, Jäger, lauf“.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 25. Juni 2023, zu sehen sein.
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Projekt #9: Katja Then & Konrad Winter
DIE KÜNSTLERIN UND DER KÜNSTLER
Katja Then (1973 geboren in Würzburg) und Konrad Winter (1963 geboren in Salzburg) arbeiten für diese gemeinsame Installation im Projektraum zusammen. Beide leben und arbeiten derzeit in Bad Kissingen. Obwohl ihre Techniken, Herangehensweise und Werke auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirken, verbinden sie doch einige Gemeinsamkeiten, die auch im Projektraum sichtbar werden. Infrage gestellte heile Welten und nostalgische Illusionen kann man in beiden Arbeiten wiederfinden.
DAS MATERIAL
Holz, Aluminium, Autolack, Acrylglas, Acrylfarbe – das hört sich vielleicht nach einer Werkstatt für futuristische Möbelstücke an. Für Konrad Winter sind Aluminium und Autolack zum Markenzeichen geworden. Die industriellen Materialien stehen in reizvollem Gegensatz zu seinem impressionistischen Stil. Katja Then verwendet in ihren Arbeiten oft vorgefundene Materialien. Für das Werk „Winterbilder“ im Projektraum sind es Schlitten.
DIE HERSTELLUNG
Katja Then arbeitet mit Ready-Mades. Sie verwendet also vorgefundene Materialien – hier die Schlitten. In diesem Fall verändert sie diese jedoch. Statt der Stoffbespannung als Sitzfläche, ergänzt sie eine Acrylglasplatte, auf die sie ein „Farbgewebe“ aufträgt. Die scheinbar einfache Struktur der Fläche verlangt ein Arbeiten Strich für Strich, Tag für Tag, damit die einzelnen Schichten trocknen können und in klarer Abgrenzung zueinander zu erkennen sind. Dadurch entsteht die überlagernde, teilweise transparente Struktur.
Im Gegensatz dazu sind die Farben Konrad Winters alles andere als transparent. Hochglänzend reflektieren sie das Licht an mancher Stelle, sind aber nie durchscheinend. Seine Werke gehen von Fotos aus, die in Lichteindrücke aufgelöst werden. Diese einzelnen Lichteindrücke werden in Farbflächen übersetzt – aus der Nähe betrachtet ist das Motiv komplett aufgelöst. Die Fotovorlage für dieses Werk stammt aus der Kamera Winters selbst – in Hochheim an der Madonna am Plan aufgenommen, nur ein paar Schritte vom Projektraum entfernt.
DIE EINFLÜSSE
Treffen sich Renoir, Mondrian und Duchamp – was wie der Beginn eines kunsthistorischen Witzes klingt, ergibt beim Blick in den Projektraum Sinn. Wie der Impressionismus das emotionale Empfinden von Sonne auf dem Feld so treffend einfangen konnte, wird hier die Geschwindigkeit einer Karussell- oder Schlittenfahrt festgehalten. Dabei liegen die Farbfelder so getrennt und aufgeräumt nebeneinander, dass sie der ordentlichen Farbweberei der Schlitten in Nichts nachstehen. Farbe und Fläche so nebeneinander zu stellen und wirken zu lassen, ohne sich einem Motiv unterzuordnen – Mondrian lässt grüßen. Und nicht zu vergessen Duchamp, der als Erster vorgefertigte Objekte in den Raum stellte und sie zum Kunstwerk erklärte.
DIE INSTALLATION
Die Schlitten waren der Ausgangspunkt der gemeinsamen Installation. Ähnliche Installationen der Schlitten verwendeten diese zunächst als stoffbespannte Skulpturen im Raum, wanderten dann als Bildträger an die Wand und wandern nun als Bildträger und Skulptur zugleich zurück in den Raum. Sie inszenieren Flächen im Raum, die gleichzeitig Durchblicke auf die Malerei an der Wand erlauben. Die Werke Konrad Winters entstanden erst aus der Überlegung zum Projektraum und sind extra für dieses Projekt entstanden. Von den stillstehenden Schlitten zur rasanten Schlittenfahrt samt Farbenwirbel. Absichtlich bewegte Konrad Winter die Kamera so schnell, dass die Aufnahme verwackeln musste – ist die Madonna dennoch erkennbar? Um die Flüchtigkeit des Augenblicks darzustellen, greift Winter zum ersten Mal auch in die Fläche seiner Aluminiumplatten ein: Durch die Beugung des Materials schmiegt sich das Bild in die Ecke des Raums ein.
Bewegung und Stillstand, leuchtende Farben und kalte Jahreszeit, industrielle Materialien und nostalgische Wärme. Die Installation lebt von Gegensätzen und füllt den Projektraum im neuen Jahr mit vielen Assoziationen.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis zum Ostermontag, dem 10. April 2023, zu sehen sein.