Projekt #13: malatsion
01. Dezember 2023 - 18. Februar 2024
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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Projekt #13: malatsion
DIE KÜNSTLERIN
malatsion (*1974) stammt aus Saint-Tropez, Frankreich. In Frankreich studierte sie Archäologie, Kunstgeschichte und freie Kunst – Beschäftigungsfelder, die man in ihren Werken wiederfindet. Seit 2004 lebt und arbeitet sie in Frankfurt am Main. Ihre Werke werden regelmäßig europaweit und international ausgestellt. Ihre Arbeit wurde durch zahlreiche Stipendien gewürdigt und gefördert, zuletzt durch ein Reisestipendium des Goethe-Instituts, das sie nach Norwegen führte.
DAS MATERIAL
In mit Wasser gefüllten Aquarien befinden sich weiche Skulpturen, geformt aus Silikon, das die Künstlerin mit Pigmenten gefärbt hat. Mit Steinen beschwert, bleiben die Skulpturen auf dem Boden stehen. Wie Wasserpflanzen richten sich die filigranen Plastiken im Wasser auf. Pumpen sorgen für eine sanfte Bewegung im Wasser und für einen Eindruck, dass es sich hier um etwas Organisches handelt.
DIE HERSTELLUNG
Wie einen Bausatz hat malatsion die Installation entwickelt. Jedes Einzelteil wurde dafür sorgfältig ausgewählt. Die Silikonteile werden in Formen gegossen, und das Silikon mit einer bestimmten Dichte von Pigmenten versetzt, um Lagen von durchscheinendem und lichtundurchlässigen Schichten entstehen zu lassen. Das Wasser wurde mit Zusätzen versehen, um der Bildung von Algen und damit auch Verfärbungen vorzubeugen. Außerdem musste es einige Zeit stehen gelassen werden, um die Bildung von Luftblasen zu vermeiden, die den optischen Eindruck ungewünscht verändern. Das Aufstellen der Installation kann so einige Tage dauern.
DIE EINFLÜSSE
Künstler*innen waren auch in der Vergangenheit meist nicht nur der Kunst verschrieben. Sie experimentierten für die Herstellung von Farben und Materialien, bereisten und erforschten zugleich die Welt, waren belesen und erkundeten Perspektive und Mathematik. Seit einigen Jahren rückt unter der Bezeichnung „artistic research“ diese Form der offenen Auseinandersetzung mit der Welt wieder in den Fokus. Dabei bedienen sich Künstler*innen nicht nur genuin „künstlerischer“ Mittel – Farbe und Pinsel, Stein und Meißel, Papier und Bleistift, Kamera und Licht – sondern auch als (natur)wissenschaftlich betrachtete Mittel. Sie kategorisieren, zeigen Zusammenhänge auf, erforschen soziale Bruchstellen. Malatsion stellt dabei auch Zweck und Nutzen von Forschung in Frage: Sind Wissenschaft, Forschung und Technologie wirklich so frei von Subjektivität wie wir denken?
DIE INSTALLATION
Wie ein Labor präsentiert sich Projekt #13 von malatsion. Es spielt mit dem Eindruck von lebendigen Wesen in kühler Untersuchungsatmosphäre. Wenn aber die Untersuchungsobjekte selbst hergestellt wurden – was wird dann erforscht? malatsion gibt ihren Skulpturen den Titel „Healing Process. Holobiont“. Ein Holobiont ist „ein Konzept aus der Biologie, das sich auf eine Gemeinschaft von Organismen bezieht, die in einer Symbiose miteinander leben“ (Quelle: www.pflanzenforschung.de) Nähte an den Skulpturen verweisen auf einen chirurgischen Eingriff, der möglicherweise etwas mit dem Heilungsprozess zu tun hat.
Die Installation ist eine von verschiedenen Herangehensweisen der Künstlerin an das Thema Mensch und Umwelt. In einer vor dem Menschen abgeschirmten und gleichzeitig vom Menschen geschaffenen Umgebung erfahren die Objekte einen Heilungsprozess. Dies verweist auf den Prozess der Renaturierung, der während der Coronazeit vielen natürlichen Umgebungen die Möglichkeit gab, sich zu erholen – ohne menschliche Einflüsse. malatsions Objekte werfen die Frage nach Künstlichkeit und Natur sowie nach dem Einfluss des Menschen auf seine Umgebung auf, im positiven wie im negativen Sinn.
Wasser und Skulptur, Farbigkeit und Bewegung: malatsion gelingt es ein faszinierendes und ästhetisches Gesamtkunstwerk mit vielen Facetten zu präsentieren.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler*innen zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis zum 18. Februar 2024 zu sehen sein. Das Licht in den Aquarien ist zu folgenden Zeiten eingeschaltet: 7.00 bis 10.00, 11.00 bis 15.00 und 16.00 bis 22.00 Uhr.
Projekt #12: Bean Finneran
08. September - 19. November 2023
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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Projekt #12: Bean Finneran
DIE KÜNSTLERIN
Bean Finneran wurde 1947 in Cleveland, Ohio, geboren; sie lebt und arbeitet in Calistoga (Kalifornien). Als Performance-Künstlerin war sie Ende der 60er Jahre Teil der ZONE Theater Company in Boston und danach Mitglied der SOON 3 Avantgarde Theatergruppe, heute als stellvertretende künstlerische Leiterin. Seit über 25 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema der Keramik-Skulpturen. Sie stellt regelmäßig international aus. Ihre Werke finden sich unter anderem im Musée des Arts Décoratifs, Paris, in der Sammlung der Microsoft Corporation, Redmond (Bundesstaat Washington) und in der Korea Ceramic Foundation, Icheon, Südkorea. Vom 28. September bis zum 5. November 2023 zeigt der Kunstverein Bellevue-Saal auf der Wilhelmstraße in Wiesbaden eine Ausstellung der amerikanischen Künstlerin.
DAS MATERIAL
Ton. Glasur. Farbe. Die Materialien bei Finneran sind sehr ursprünglich. Ton ist eines der ältesten Materialien der Erde. Bereits vor etwa 30.000 Jahren entdeckten Menschen den praktischen Nutzen von Ton als Material im Alltag. Gefäße aller Art wurden seither aus ihm hergestellt. Finneran nutzt dieses ursprüngliche Material, um wiederum sehr ursprüngliche Formen zu schaffen, die beispielsweise an Gräser erinnern. Sie belässt es jedoch nicht bei dieser Ursprünglichkeit. Erweitert wird diese um leuchtende Farben und Glasur. Diese bringen die Formen zum Strahlen.
DIE HERSTELLUNG
Langwierig ist die Herstellung von Bean Finnerans Skulpturen: Stück für Stück, Tonelement für Tonelement. Ihre Skulpturen bestehen aus tausenden von Hand gerollten und von Hand bemalten Tonelemente. Die Künstlerin selbst nennt das Grundmodell „curve“, wegen der leichten Biegung, die beim Ausrollen des Tons entsteht. Alles ist von Hand gefertigt: mit der Hand einzeln gerollt zur entsprechenden Länge und Durchmesser mit passender Biegung. Mit der Hand bemalt. Mit der Hand sorgsam verpackt. Mit der Hand sorgsam wieder entpackt und zuletzt mit der Hand zu einem dreidimensionalen Körper aufgebaut.
DIE EINFLÜSSE
Bean Finneran wird durch die Natur inspiriert. Inmitten einer Salzwiese arbeitend, übersetzt sie ihre Natureindrücke in Kunst: ein Gesamtwerk aus vielen Einzelstücken. Anstatt das Motiv direkt in die Kunst zu übertragen oder nachzuahmen, interpretiert sie vielmehr ihr Verständnis der Natur als wiederholendes Konzept. Wie Gras und Blättern über Jahreszeiten und Jahre hinweg zerfallen und neu wachsen, reflektieren ihre Installationen aus Einzelelementen bei jedem Auf- und Abbau den Kreislauf des natürlichen Entstehens. Zugleich wird auch auf das Individuelle im Wiederholten verwiesen. Jeder Aufbau ihrer Skulpturen entsteht individuell Stück für Stück und doch immer aus den gleichen Elementen.
DIE INSTALLATION
Finnerans Installationen sind flexibel: die Größe einer Skulptur ist abhängig vom Raum und von der Menge der Tonelementen. So können Skulpturen Finnerans aus der gleichen „Curve“-Grundform den repräsentativen Bellevue-Saal in Wiesbaden in seiner ganzen Größe bespielen und auch diesen Projektraum erfüllen. Insbesondere das Leuchten der Farbe, aber auch die Vielschichtigkeit der Einzelelemente erzeugen eine Art Aura, die Aufmerksamkeit auf sich zieht und aus sich heraus jeden Raum zu erleuchten scheint.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler*innen zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 19. November 2023 zu sehen sein.
Projekt #11: Maria Wallenstal-Schoenberg
30. Juni - 03. September 2023
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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Projekt #11: Maria Wallenstål-Schoenberg
DAS MATERIAL
Die Materialien sind klassische: Leinwand, Ölfarbe. Die Künstlerin nutzt die Stärken des Materials aus: die Intensität und die Klarheit der Farbe wie auch die Möglichkeit mit ihr zu spielen. Unter der oberen, bestimmenden Schicht von Farbe, leuchtet eine zweite hervor. Die mäandernden Ränder der Formen scheinen durch die durchleuchtende Farbe der unteren Schicht zu glühen. Die bewegte Oberfläche erzählt auch, dass Maria Wallenstål-Schoenberg nicht mit kleinen zarten Pinseln agiert, sondern großflächig arbeitet und teilweise Spachtel einsetzt. Diese üppige Verwendung von Farbe in genau dem Maße, dass es nicht zur Verschwendung wird, macht die Energie ihrer Werke aus..
DIE KÜNSTLERIN
Maria Wallenstål-Schoenberg wurde 1959 in Uppsala, Schweden, geboren. Sie studierte an der Universität von Uppsala. Nach ihrer Übersiedlung nach Deutschland nahm sie an Kunstkursen von Doz. Clemens Etz in Ulm und bei Prof. Jerry Zeniuk an der Münchner Kunstakademie in München teil. Der deutsch-amerikanische Maler Zeniuk ist ein Vertreter der Farbfeldmalerei, die sich auch im Stil von Maria Wallenstål-Schoenberg widerspiegelt. Sie lebt und arbeitet in München, Deutschland, hat aber auch ein Atelier in Schweden. Sie wird von Galerien in Deutschland und der Schweiz vertreten und stellt regelmäßig international aus.
DIE HERSTELLUNG
Die leuchtenden Farben mit darunter schlummernden, durchblitzenden Farben entstehen durch Maria Wallenstal-Schoenbergs Technik. Auf die noch feuchte gemalte Farbe trägt sie mit einem Spachtel die nächste Farbe auf. Die gespachtelte Masse fängt einerseits die leuchtenden Farben der unteren Schicht ein, die aber wie glühende Lava unter der abgekühlten Schicht hervorleuchtet. Zum anderen macht der unruhige Auftrag der Spachtelmasse die Werke lebendig in ihrer Oberfläche. Diese „Imperfektionen“ der Oberfläche lassen sie auch natürlich wirken.
DIE EINFLÜSSE
Obwohl andere Farben und andere Formen verwendet werden, erinnern Maria Wallenstål-Schoenbergs Werke an Mark Rothko. Wie kaum ein anderer sind sein Name und sein Werk mit dem Abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei verbunden. Monochrome Bilder mit nur einer, zwei oder drei Farben sind typisch für diese Kunstrichtung. Sie provozierte von Beginn an mit Reduktion und Minimalismus – eine klare Absage an die auf Motive fokussierte klassische Malerei. Bis heute irritieren minimalistische Werke, die einen Gegenpol zu der tagtäglichen Bilderflut darstellen. Damit hat sie auch mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer Etablierung nicht an Aktualität verloren.
DIE INSTALLATION
Jedes der Werke ist ein Unikat und Einzelwerk – trotzdem verstärkt sich die Wirkung in der Gruppierung im Raum. Als Ensemble werden die Einzeldarsteller zu Figuren eines Farbrausches. Die Reihung der Werke bringt eine neue Qualität. Es wird klar, dass die einzelnen Werke Variationen eines Hauptthemas sind. So werden nicht nur die einzelnen Werke interessanter im Vergleich, hinzu kommt auch eine Gesamtwirkung. Wie Fenster in eine andere Welt öffnen sich die Wände. Sie zeigen einen Raum, in dem Formen schweben und vielleicht nur einen Moment an diesem Fensterausschnitt zu sehen sind.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 3. September 2023 zu sehen sein.
Projekte 1 - 10: 10 in 100 Sekunden
10. Mai - 29. Juni 2023
In diesem Zeitraffer sind die ersten zehn Projekte im Projektraum der DavisKlemmGallery in jeweils 10-Sekunden-Abschnitten zu sehen. Der Projektraum startete im Juli 2021 während der Corona-Krise mit dem Ziel, auch in dieser schwierigen Zeit Künstler*innen eine Plattform zu geben. Projekt #10 wurde im April 2023 aufgebaut. Als Ergänzung zu den Ausstellungen in der DavisKlemmGallery hat sich der Projektraum als Ausstellungsort etabliert .
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Projekt #1: Albrecht Wild; #2: Petra Scheibe Teplitz; #3: Günter Beier; #4: Mario Hergueta; #5: Nicole Fehling; #6: Ulrich Schreiber; #7: Bean Finneran und Katharina Gierlach; #8: Birgitta Weimer; #9: Katja Then und Konrad Winter; #10: Petra Scheibe Teplitz.
Projekt #10: Petra Scheibe Teplitz
14. April - 25. Juni 2023
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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Projekt #10: Petra Scheibe Teplitz
DAS MATERIAL UND DIE HERSTELLUNG
Petra Scheibe Teplitz arbeitet mit vorgefundenen Materialien. Bereits seit fast zehn Jahren beschäftigen sie das Thema und das Material „Schießscheibe“: Welche Schießscheiben gibt es? Wozu dienen sie? Aus welchen Materialien bestehen sie? Aus den seriell bedruckten Papieren der Schießscheiben in verschiedenen Formaten schneidet die Künstlerin lange schmale Streifen aus. Diese fügt sie zu neuen Strukturen zusammen, die nicht nur farblich, sondern auch in ihrem Aufbau wieder Schießscheiben entsprechen. Obwohl sie hauptsächlich mit den vorgefundenen Materialien arbeitet, hat sie für die Haseninstallation das Material abgewandelt. Die Hasenumrisse waren ursprünglich auch auf Karton gedruckt. Um die Hasen so laufen zu lassen wie sie hier zu sehen sind, übertrug sie die Umrisse auf Holz..
DIE KÜNSTLERIN
Die Frankfurter Künstlerin Petra Scheibe Teplitz (*1953 Isenhagen), die kein Interesse für die Jagd oder das Schießen hegt, verwendet in ihren Werken gefundene Materialien. Diese entkoppelt sie von ihrer vorherigen Nutzung und übernimmt deren Ästhetik für ihre Werke. Dabei greift sie auf Materialien des Alltags zurück, die teilweise keiner Aufbewahrung für würdig befunden werden – beispielsweise Verpackungen und Plastiktüten. Ihre Werke werden dadurch zu einem Museum der Alltagsdinge oder Alltagsästhetik. Den roten Faden bilden Struktur und Wiederholung. Gleichzeitig bricht sie diese immer wieder auf. Ihre Werke finden sich unter anderem in der Sammlung des Arp Museums Rolandseck und im Frauenmuseum Wiesbaden.
DIE EINFLÜSSE
Die Hinwendung Petra Scheibe Teplitz‘ zum Trivialen, zu Massenprodukten wie den Schießscheiben erinnert an die Pop-Art, z. B. Campbell's Suppendosen von Andy Warhol. Durch die serielle Fertigung hat jedes einzelne Produkt einen geringen Preis. Die KünstlerInnen der Pop Art stellen dieses Konzept wieder auf den Kopf, indem sie das Serielle wieder überhöhen. Auch Petra Scheibe Teplitz arbeitet hier seriell: die Schießscheiben und die Hasen wiederholen sich wie Warhols Monroe-Gesichter. Petra Scheibe Teplitz geht aber einen Schritt weiter, indem sie dennoch Unikate schafft und das Prinzip auf den Kopf stellt. Aus den quasi unendlich verfügbaren Schießscheibenpapieren lässt sie handwerklich aufwendig gearbeitete Unikate entstehen.
DIE INSTALLATION
Die Installation besteht aus verschiedenen einzelnen Kunstwerken. Die „Schießscheiben“ sind einzelne Werke und die Hasen sind zusammen ein bestehendes Kunstwerk. Während ihre Schießscheiben in dieser oder anderer Zusammenstellung bereits nebeneinander ausgestellt wurden, ist die Zusammenstellung mit den Hasen eine Neuheit. Zusammen ergeben sie ein harmonisches Bild, vermutlich nicht nur, weil sie farblich zusammenpassen, sondern auch weil sie aus der gleichen „Familie“ von Schießscheiben stammen. Als Schießbude will Petra Scheibe Teplitz ihre Installation als Anregung zum Nachdenken verstanden wissen. Zum Schießen auffordern will sie niemanden. Nicht umsonst heißt ihre Hasen-Installation „Lauf, Jäger, lauf“.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 25. Juni 2023, zu sehen sein.
Projekt #9: Katja Then & Konrad Winter
10. Februar - 10. April 2023
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
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Projekt #9: Katja Then & Konrad Winter
DIE KÜNSTLERIN UND DER KÜNSTLER
Katja Then (1973 geboren in Würzburg) und Konrad Winter (1963 geboren in Salzburg) arbeiten für diese gemeinsame Installation im Projektraum zusammen. Beide leben und arbeiten derzeit in Bad Kissingen. Obwohl ihre Techniken, Herangehensweise und Werke auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirken, verbinden sie doch einige Gemeinsamkeiten, die auch im Projektraum sichtbar werden. Infrage gestellte heile Welten und nostalgische Illusionen kann man in beiden Arbeiten wiederfinden.
DAS MATERIAL
Holz, Aluminium, Autolack, Acrylglas, Acrylfarbe – das hört sich vielleicht nach einer Werkstatt für futuristische Möbelstücke an. Für Konrad Winter sind Aluminium und Autolack zum Markenzeichen geworden. Die industriellen Materialien stehen in reizvollem Gegensatz zu seinem impressionistischen Stil. Katja Then verwendet in ihren Arbeiten oft vorgefundene Materialien. Für das Werk „Winterbilder“ im Projektraum sind es Schlitten.
DIE HERSTELLUNG
Katja Then arbeitet mit Ready-Mades. Sie verwendet also vorgefundene Materialien – hier die Schlitten. In diesem Fall verändert sie diese jedoch. Statt der Stoffbespannung als Sitzfläche, ergänzt sie eine Acrylglasplatte, auf die sie ein „Farbgewebe“ aufträgt. Die scheinbar einfache Struktur der Fläche verlangt ein Arbeiten Strich für Strich, Tag für Tag, damit die einzelnen Schichten trocknen können und in klarer Abgrenzung zueinander zu erkennen sind. Dadurch entsteht die überlagernde, teilweise transparente Struktur.
Im Gegensatz dazu sind die Farben Konrad Winters alles andere als transparent. Hochglänzend reflektieren sie das Licht an mancher Stelle, sind aber nie durchscheinend. Seine Werke gehen von Fotos aus, die in Lichteindrücke aufgelöst werden. Diese einzelnen Lichteindrücke werden in Farbflächen übersetzt – aus der Nähe betrachtet ist das Motiv komplett aufgelöst. Die Fotovorlage für dieses Werk stammt aus der Kamera Winters selbst – in Hochheim an der Madonna am Plan aufgenommen, nur ein paar Schritte vom Projektraum entfernt.
DIE EINFLÜSSE
Treffen sich Renoir, Mondrian und Duchamp – was wie der Beginn eines kunsthistorischen Witzes klingt, ergibt beim Blick in den Projektraum Sinn. Wie der Impressionismus das emotionale Empfinden von Sonne auf dem Feld so treffend einfangen konnte, wird hier die Geschwindigkeit einer Karussell- oder Schlittenfahrt festgehalten. Dabei liegen die Farbfelder so getrennt und aufgeräumt nebeneinander, dass sie der ordentlichen Farbweberei der Schlitten in Nichts nachstehen. Farbe und Fläche so nebeneinander zu stellen und wirken zu lassen, ohne sich einem Motiv unterzuordnen – Mondrian lässt grüßen. Und nicht zu vergessen Duchamp, der als Erster vorgefertigte Objekte in den Raum stellte und sie zum Kunstwerk erklärte.
DIE INSTALLATION
Die Schlitten waren der Ausgangspunkt der gemeinsamen Installation. Ähnliche Installationen der Schlitten verwendeten diese zunächst als stoffbespannte Skulpturen im Raum, wanderten dann als Bildträger an die Wand und wandern nun als Bildträger und Skulptur zugleich zurück in den Raum. Sie inszenieren Flächen im Raum, die gleichzeitig Durchblicke auf die Malerei an der Wand erlauben. Die Werke Konrad Winters entstanden erst aus der Überlegung zum Projektraum und sind extra für dieses Projekt entstanden. Von den stillstehenden Schlitten zur rasanten Schlittenfahrt samt Farbenwirbel. Absichtlich bewegte Konrad Winter die Kamera so schnell, dass die Aufnahme verwackeln musste – ist die Madonna dennoch erkennbar? Um die Flüchtigkeit des Augenblicks darzustellen, greift Winter zum ersten Mal auch in die Fläche seiner Aluminiumplatten ein: Durch die Beugung des Materials schmiegt sich das Bild in die Ecke des Raums ein.
Bewegung und Stillstand, leuchtende Farben und kalte Jahreszeit, industrielle Materialien und nostalgische Wärme. Die Installation lebt von Gegensätzen und füllt den Projektraum im neuen Jahr mit vielen Assoziationen.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis zum Ostermontag, dem 10. April 2023, zu sehen sein.