Projekt #4: Mario Hergueta
28. Januar - 03. April 2022

Blick in die Ausstellung



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Projekt #4: Mario Hergueta

DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
Projekt #4: Mario Hergueta

DAS MATERIAL
Acryl auf Leinwand. Mario Hergueta wählt ein sehr klassisches Material. Dadurch wird der Gegensatz zu den digital generierten und digital wirkenden Motiven größer. Schon das Material verweist auf die heutige Position von Künstlern zwischen digitalen Möglichkeiten und Einflüssen und analoger Kunstgeschichte. Mancher Betrachter ist mehr an den Anblick eines Bildschirms als an die Betrachtung eines Gemäldes gewöhnt. Wenn es aber um Kunst geht, erwarten die meisten eine Leinwand statt eines Bildschirms. Oder?

DER KÜNSTLER
Mario Hergueta studierte von 1988 bis 1995 Kunstgeschichte und Bildende Kunst in Frankfurt und Mainz und war Meisterschüler in der Bildhauerklasse von Prof. Ansgar Nierhoff an der heutigen Kunsthochschule Mainz. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit den Möglichkeiten und Brüchen zwischen Medien. Malerei, Druck, Skulpturen, Wandmalereien sowie Videoinstallationen finden sich unter seinen Arbeiten.

DIE HERSTELLUNG
Ausgangspunkt für die Arbeiten ist ein Zufallsgenerator, eine frühere Arbeit, die Mario Hergueta 1997 schuf. Der Satzgenerator „Stop Making Sense“ baut aus einer Datenbank von Wörtern zufällige Sätze, die nur selten Sinn ergeben (siehe www.stopmakingsense.hergueta.org ). Die Übersetzung aus der digitalen in die analoge Welt übernimmt er selbst: aus den zufällig erstellten Sätzen mit entsprechend zufälligem Schriftbild, Schriftfarbe und Hintergrundfarbe wählt er aus. Die gedruckten und auf Keilrahmen gezogenen Werke bearbeitet er mit Acrylpaste, wodurch ein Pinselduktus entsteht wie man ihn von „richtiger Kunst“ erwartet. Genau mit diesen Erwartungen und Fragen spielt Hergueta: Was ist Kunst? Was ist ein kreativer Prozess?

DIE EINFLÜSSE
Was ist Kunst? Das ist eine der ältesten Fragen der Kunstgeschichte. Sie ist heute mit der Entwicklung von künstlicher Intelligenz nicht leichter zu beantworten. Wo sind die Grenzen? Was kann eine Maschine übernehmen? Insbesondere der kreative Prozess wird dem Menschen allein zugeschrieben. Wenn ein Werk halb von einer Maschine erstellt wurde, bleibt der kreative Anteil dann allein beim Menschen, wenn er bestimmte Werke auswählt? Hergueta beruft sich auf Marcel Duchamp, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts durch seine eigene Entscheidung einen Flaschentrockner zum Kunstwerk deklarierte.

DIE INSTALLATION
Während Kunst in den letzten anderthalb Jahren häufig nur über einen Bildschirm digital wahrgenommen wurde, erstellt Mario Hergueta ein analoges Display. Dieser „Bildschirm“, also das Schaufenster, gibt den Einblick in einen Raum, in dem Digitales in die reale Welt übergetreten ist. Der Raum ist überfüllt mit wirren Sätzen, Farbeindrücken und Schriftbildern. Und bildet damit nur den Bruchteil eines wirklichen Bildschirms ab. Hergueta trifft eine kleine Auswahl aus der unendlichen Vielfalt. Damit gibt er seine Antwort auf die Frage nach kreativen Prozessen und der Rolle des Künstlers: er wählt aus und erschafft durch seine Wahl Kunst.

DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 3. April 2022 zu sehen sein.