Projekt #14: Gisela Winterling
01. März - 19. Mai 2024

Blick in die Ausstellung



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Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung

Projekt #14: Gisela Winterling

DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am Main
Projekt #14: Gisela Winterling

Verlängerung der Ausstellung: Projekt #14 endet am 19. Mai mit einer Performance von Gisela Winterling im Projektraum. Beginn: 16 Uhr. Ende: ca. 16:45 Uhr.

DIE KÜNSTLERIN
Gisela Winterling (1963) ist Poetin, doch einen Ort der Kunst zu bespielen, ist für sie nichts Ungewöhnliches. Sie schreibt Gedichte, Kürzestprosa, experimentiert mit Formen, geht in die intermediale Begegnung mit Bildender und Angewandter Kunst, Musik und Performance. Sie ist eine Botschafterin des Wortes, für das sie sich auf verschiedene Weise einsetzt, im Schreiben von Manifesten und der Konzeption von Kunstaktionen („Kunst braucht Brötchen“), in der Gestaltung poetischer Raum- und Klanginstallationen und im Sinn von „poetry to go“, der immer neuen Suche nach Orten, Formen und Kooperationen, die Gedichte ins Leben holen. Nach ihrem Studium der Germanistik und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, nach Stationen u. a. in Wien und Taiwan, führte sie ihr Weg wieder zurück nach Wiesbaden, genauer Mainz-Kostheim, wo sie 2013 die Zündholz.Werkstätten mitgründete und dort regelmäßig mit Künstlerinnen anderer Sparten ausstellt.

DAS MATERIAL
Es gibt Winterlings Werbeslogans für Poesie in unterschiedlicher Form. Aus ihren Instagram-Posts wurden Plakate, Postkarten, Aufkleber und T-Shirts. Stets hat die Künstlerin das Zusammenwirken von Sprache, Gestaltung und Medium im Blick.
Plakatschrift: „Franklin Gothic“, serifenlose Schrift mit klaren und gewichtigen Formen, 1904 in den Vereinigten Staaten entworfen. Sie wird bis heute vielfach in großen Unternehmen als Werbeschrift eingesetzt. In den USA ist sie unter anderem Hausschrift des Museum of Modern Art. 1969 war sie die Originalschrift der Friedenskampagne „WAR IS OVER“ von John Lennon und Yoko Ono.
Papier im A1-Fomat: Affichenpapier, für die Außenwerbung geeignet.
Plakatständer: Dachlatten aus Fichte, HDF-Platten.
DIE HERSTELLUNG
Für Gisela Winterling sind Ideen und Inhalte eng mit der Erfindung oder dem Ausloten von Formen und den Formaten der Präsentation verknüpft, wodurch immer wieder neue Herangehensweisen und Umsetzungen entstehen. Für diese Installation waren Rhetorik und Rhythmik von Werbeslogans sowie die aggressive Wahlwerbung auf Plakatständern am Straßenrand Anstoß zur poetischen Aktion. Winterling verändert die Slogans für Konsumprodukte, um damit für das Gegenteil zu werben – für Gedichte. In der Poesie liegt für sie ein großes Potenzial und eine transformierende Kraft. Sie verwandelt oder erfindet Slogans, die sowohl Sprachwitz als auch Tiefe entfalten. Passend dazu werden Farben, Schriften und Formate gewählt und beauftragt. Die Plakatständer wurden selbst gebaut und die Plakate selbst aufgezogen.

DIE EINFLÜSSE
Die Literaturform des Aphorismus, der in seiner Verknappung und gewollten Einseitigkeit, nicht selten seinem Humor, zum Perspektivwechsel und kritischen Denken einlädt, hat auf Winterling prägenden Einfluss. „Sprachkürze gibt Denkweite“, so Jean Paul. Die Kürze ist ein zentrales Kriterium in der Sprache der Werbung, die uns überall auf allen denkbaren Kanälen umgibt - für Produkte, Dienstleistungen und Parteien. Auch die Aufmerksamkeit für die einzelne aus hunderten von Nachrichten ist kurz. Winterling spielt damit: Ihre Installation imitiert die Gleichzeitigkeit von Botschaften, wie wir es gewohnt sind. Das beworbene Produkt ist jedoch ein neues – irritierendes, amüsierendes und inspirierendes - Element: Poesie.

DIE INSTALLATION
Stühle und Werbeplakate in verschiedener Höhe sind zusammen in der Raummitte zu einer Barrikade installiert, die zum Stehenbleiben nötigt. Die Stühle stützen die Plakate, die Plakate stützen sich gegenseitig. Jedes Plakat hat einen anderen Slogan, den es mit fetten weißen Lettern auf leuchtend farbigem Untergrund in die Welt hinausposaunt. Auf den ersten Blick sehen wir ein Durcheinander. Dann kristallisieren sich einzelne Slogans heraus. Bei einem bleibt der Blick hängen, wandert dann zum nächsten. Da es keine strenge Anordnung gibt, gibt es auch keine Anordnung, wie und in welcher Reihenfolge die Plakate zu lesen sind. Das findet sich von selbst. Jeder und jede findet ein anderes Signalwort, eine andere Farbe, die den Blick weiterführt. Genau so hat sich Gisela Winterling das vorgestellt, sie lenkt nicht, sie macht ein offenes Angebot und wirbt bzw. demonstriert für die Kraft des poetischen Wortes und die Intervention durch Poesie.

DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 5. Mai 2024 zu sehen sein.