Blick in die Ausstellung
Projekt #12: Bean Finneran
DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, 65239 Hochheim am MainProjekt #12: Bean Finneran
DIE KÜNSTLERIN
Bean Finneran wurde 1947 in Cleveland, Ohio, geboren; sie lebt und arbeitet in Calistoga (Kalifornien). Als Performance-Künstlerin war sie Ende der 60er Jahre Teil der ZONE Theater Company in Boston und danach Mitglied der SOON 3 Avantgarde Theatergruppe, heute als stellvertretende künstlerische Leiterin. Seit über 25 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema der Keramik-Skulpturen. Sie stellt regelmäßig international aus. Ihre Werke finden sich unter anderem im Musée des Arts Décoratifs, Paris, in der Sammlung der Microsoft Corporation, Redmond (Bundesstaat Washington) und in der Korea Ceramic Foundation, Icheon, Südkorea. Vom 28. September bis zum 5. November 2023 zeigt der Kunstverein Bellevue-Saal auf der Wilhelmstraße in Wiesbaden eine Ausstellung der amerikanischen Künstlerin.
DAS MATERIAL
Ton. Glasur. Farbe. Die Materialien bei Finneran sind sehr ursprünglich. Ton ist eines der ältesten Materialien der Erde. Bereits vor etwa 30.000 Jahren entdeckten Menschen den praktischen Nutzen von Ton als Material im Alltag. Gefäße aller Art wurden seither aus ihm hergestellt. Finneran nutzt dieses ursprüngliche Material, um wiederum sehr ursprüngliche Formen zu schaffen, die beispielsweise an Gräser erinnern. Sie belässt es jedoch nicht bei dieser Ursprünglichkeit. Erweitert wird diese um leuchtende Farben und Glasur. Diese bringen die Formen zum Strahlen.
DIE HERSTELLUNG
Langwierig ist die Herstellung von Bean Finnerans Skulpturen: Stück für Stück, Tonelement für Tonelement. Ihre Skulpturen bestehen aus tausenden von Hand gerollten und von Hand bemalten Tonelemente. Die Künstlerin selbst nennt das Grundmodell „curve“, wegen der leichten Biegung, die beim Ausrollen des Tons entsteht. Alles ist von Hand gefertigt: mit der Hand einzeln gerollt zur entsprechenden Länge und Durchmesser mit passender Biegung. Mit der Hand bemalt. Mit der Hand sorgsam verpackt. Mit der Hand sorgsam wieder entpackt und zuletzt mit der Hand zu einem dreidimensionalen Körper aufgebaut.
DIE EINFLÜSSE
Bean Finneran wird durch die Natur inspiriert. Inmitten einer Salzwiese arbeitend, übersetzt sie ihre Natureindrücke in Kunst: ein Gesamtwerk aus vielen Einzelstücken. Anstatt das Motiv direkt in die Kunst zu übertragen oder nachzuahmen, interpretiert sie vielmehr ihr Verständnis der Natur als wiederholendes Konzept. Wie Gras und Blättern über Jahreszeiten und Jahre hinweg zerfallen und neu wachsen, reflektieren ihre Installationen aus Einzelelementen bei jedem Auf- und Abbau den Kreislauf des natürlichen Entstehens. Zugleich wird auch auf das Individuelle im Wiederholten verwiesen. Jeder Aufbau ihrer Skulpturen entsteht individuell Stück für Stück und doch immer aus den gleichen Elementen.
DIE INSTALLATION
Finnerans Installationen sind flexibel: die Größe einer Skulptur ist abhängig vom Raum und von der Menge der Tonelementen. So können Skulpturen Finnerans aus der gleichen „Curve“-Grundform den repräsentativen Bellevue-Saal in Wiesbaden in seiner ganzen Größe bespielen und auch diesen Projektraum erfüllen. Insbesondere das Leuchten der Farbe, aber auch die Vielschichtigkeit der Einzelelemente erzeugen eine Art Aura, die Aufmerksamkeit auf sich zieht und aus sich heraus jeden Raum zu erleuchten scheint.
DER RAUM
Der 20 m² große Raum, in dem früher Stifte und Schulhefte verkauft wurden, steht nun Künstler*innen der DavisKlemmGallery zur Gestaltung zur Verfügung. Statt regelmäßiger, aber begrenzter Öffnungszeiten, ist der Raum rund um die Uhr zu besichtigen: Durch die große Fensterfront ist der komplette Raum und damit das jeweilige Projekt ständig einsehbar. So werden hier wechselnde Projekte, Installationen, Kunstwerke und Künstler*innen zu entdecken sein. Die aktuelle Präsentation wird bis 19. November 2023 zu sehen sein.