Gedruckt
26. Februar - 01. April 2023

Blick in die Ausstellung



< 5 /33 >
Blick in die Ausstellung

Blick in die Ausstellung

Werke

Gedruckt

Vor fünf Jahren wurden die traditionellen Drucktechniken in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen. Seitdem ist der 15. März der Tag der Druckkunst. Wir legen in dieser Ausstellung den Schwerpunkt auf den Siebdruck und zeigen Editionen von vier Künstlern: Werner Berges, Michael Craig-Martin, Robert Indiana und Julian Opie. Satte Farbflächen und scharfe Konturen – gerade der Siebdruck ist für diese Qualitäten bekannt.

Mit den „Numbers“ des amerikanischen Künstlers Robert Indiana (1928 – 2018) verbunden ist der Name Domberger, in den sechziger Jahren die bekannteste Siebdruckerei für Originalgrafik in Deutschland. 1968 brachte die Edition Domberger in Stuttgart gemeinsam mit der Galerie Schmela in Düsseldorf das Künstlerbuch „Numbers“ heraus. Das Buch enthält zehn Siebdrucke von Robert Indiana - die Zahlen eins bis null - und dazugehörige Gedichte von Robert Creeley (1926 – 2005). Jede Zahl ist als Ziffer in einem Kreis und als Wort zu lesen. Zahl und Schrift sind in der gleichen Farbe gedruckt, aber mit unterschiedlichen Hintergrundfarben. So können die Wirkung von Farbe und das Spiel mit Komplementärfarben hier sehr gut nachvollzogen werden.

Mit Werner Berges (1941 – 2017) ist ein Künstler in dieser Ausstellung vertreten, der in sechs Jahrzehnten hunderte von Druckgrafiken produziert hat, die meisten in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts – einige davon auch mit Domberger. In dieser Ausstellung zeigen wir drei Siebdrucke von Werner Berges.

Die Edition "Beauty" aus dem Jahr 1969 ist ein Siebdruck in drei Farben auf Polyesterfolie. Die Edition wurde von der Berliner Industriemesse-Gesellschaft herausgegeben und auf der Deutschen Industrieausstellung 1969 präsentiert. Gedruckt wurde sie bei Birkle + Thomer, einem Berliner Traditionsunternehmen.

Der Handsiebdruck „Point of View I” wurde 2016 von HP Haas in zehn Farben realisiert. Hans Peter Haas, 1935 geboren, hat bei Luitpold Domberger gelernt und sich später selbstständig gemacht. 2008 bekam er für seine Verdienste um den künstlerischen Siebdruck das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Der Siebdruck „berges“ wurde 2021 von der Handsiebdruckerei in Berlin gedruckt, einer noch jungen Firma (gegründet 2010), die das Handwerk des Siebdrucks heute mit Erfolg pflegt. Der Siebdruck in drei Farben ist eine Vorzugsausgabe zum 2021 von der DavisKlemmGallery herausgegebenen Werkverzeichnis der Druckgrafik und Auflagenkunst von Werner Berges und ist rückseitig vom Nachlass gestempelt und von Annett-Maria Berges signiert. Das Motiv entstammt einem Ausstellungsplakat aus dem Jahr 1968, das der junge selbstbewusste Künstler für seine eigene Einzelausstellung entworfen hat.

Vom englischen Künstler Julian Opie, 1958 in London geboren, zeigen wir Editionen aus drei Serien: die Skulpturenedition „Modern Towers 2“, Siebdruck auf Holz, aus dem Jahr 2017 und dazu korrespondierend einen Siebdruck auf Papier aus der Serie „Office Windows“. Beide sind zugleich minimalistisch und spielerisch. Rechteck an Rechteck, Farbfläche an Farbfläche. In den Fensterflächen der Fassaden spiegeln sich die umgebenden Gebäude.

Die Büste „Zhiyun“ aus der Serie „Heads“ ist ein Siebdruck auf gesprühtem Aluminium, ebenfalls aus dem Jahr 2017. Sie repräsentiert den typischen Stil von Julian Opie, der es schafft in minimalen Grundformen charakteristische Merkmale festzuhalten. Dafür ist die Präzision in Linie und Farbe, die der Siebdruck bieten kann, unabdingbar. Anders als im klassischen Siebdruck auf Papier, entstehen durch die Verwendung von Lack und das Grundmaterial Aluminium eine glänzende und sogar spiegelnde Oberfläche: so findet der Betrachter sein eigenes Spiegelbild in der schwarzen Fläche der Haare.

Vom britisch-irischen Künstler Michael Craig-Martin, 1941 geboren, werden ebenfalls Siebdrucke aus drei Serien präsentiert: „Intimate Relations II“ aus dem Jahr 2021, „Sports balls“ und „Profiles“, beide aus dem Jahr 2019. Michael Craig-Martin hat zuerst an der Academie de la Grande Chaumière in Paris studiert, bevor er ab 1961 an der Yale University in New Haven, Connecticut, sein Studium fortsetzte und abschloss. Josef Albers war dort von 1950 bis 1959 Leiter des Art Departments und sein Einfluss wirkte auch nach 1959 fort – so auch auf Craig-Martin. Albers Theorien über das Verhältnis zwischen Linie und Fläche, zwischen Farben und Formen haben Generationen von Künstlerinnen und Künstlern beeinflusst. Mit seinen „Huldigungen an das Quadrat“ führte Albers seine Theorien aus.

Craig-Martin wiederum nutzt Alltagsgegenstände für seine Kompositions- und Farbexperimente. Insbesondere in den „Profiles“ ist der Einfluss Albers zu erkennen. Das Nebeneinandersetzen der Farben ermöglicht die gemeinsame Wirkung: auf der schwarzen Oberfläche strahlen die Neonfarben in Pink und Orange umso deutlicher und ergeben einen glühenden Eindruck. Möglich wird das durch die exakte Arbeit Craig-Martins und der ebenso exakten Umsetzung des Siebdrucks.

„Jede Wahrnehmung von Farbe ist eine Illusion […] Wir sehen Farben nicht, wie sie wirklich sind. In unserer Wahrnehmung verändern sie einander.“ Josef Albers (Zitiert nach Anna Moszynska, Abstract Art, London 1990, S. 147.) Diese Worte Josef Albers finden sich in der Anwendung sowohl bei Michael Craig-Martin als auch bei Robert Indiana. Die Genauigkeit des Siebdrucks ermöglicht das Neben- und Miteinanderwirken der Farben in intensiver Weise. Insbesondere in der Reihung der Arbeiten – bei Indiana Zahlen, bei Craig-Martin Alltagsgegenstände – spiegelt sich die Bandbreite der Wirkmöglichkeiten wider. Die Werke selbst zeigen das Bewusstsein der Künstler für die breiten Klaviatur des Siebdrucks, die sie in all ihren Möglichkeiten ausspielen.